Qualifikation für die Ironman-WM 2025 erkämpft
Qualifikation für die Ironman-WM 2025 erkämpft
- 21.09.2024, IRONMAN Italy Emilia-Romagna, Cervia
- 2700 Starter und davon 2234 Finisher
- Swim, Zeit: 1:13:31 / AK Rang: 11 / Rang männlich: 692 / Gesamtrang: 767
- Bike, Zeit: 5:16:25 / AK Rang: 3 / Rang männlich: 432 / Gesamtrang: 449
- Run, Zeit: 3:44:55 / AK Rang: 1 / Rang männlich: 384 / Gesamtrang: 425
- Overall: 10:29:02 / AK Rang: 1 / Rang männlich: 360 / Gesamtrang: 387
Fünf Tage vor dem Wettkampf reisten wir nach Cervia an, um zu akklimatisieren, die Rennumgebung zu erkunden und die letzten Tage in Ruhe zu genießen. Doch die Wetterlage war heftig: Drei Tage lang tobten Unwetter mit Starkregen, Gewitter, Wind und Ausnahmezuständen in der Region Emilia Romagna. Statt draußen zu trainieren, blieb nur das Fitnessstudio, Schwimmen in der Halle sowie Laufen im Nassen. Das brachte aber wiederum die Ruhe mit sich, da ich einfach in unserem Quartier blieb und nur für die notwendigen Dinge wie Registrierung etc. raus gegangen bin.
Am Tag vor dem Rennen bei etwas besseren Wetter, fuhr ich mit dem Rad zum Einchecken und nutzte das zu einer letzten Kontrollfahrt. Dort ging ich zum Schwimmstart für ein kurzes Training zur Orientierung auf der Wettkampfstrecke. Der Strand war mit Treibholz, zum Teil mit ganzen Bäumen übersät. Diese wurden von Radladern und Kippern beräumt. Das Wasser war extrem aufgewühlt – die kurze Schwimmeinheit glich daher einem Ritt in der Waschmaschine.
Am Renntag brachte mich meine Frau pünktlich mit dem Auto zur Wechselzone. Die gut 700 Meter durchquerte ich von hinten nach vorne, richtete mein Rad her, packte die letzten Dinge und machte mich bereit. Mit der aufmunternden Musik auf dem Weg zum Strandstart kam mit genug Zeit im Rücken, ein gutes Gefühl auf.
Das Schwimmen lief insgesamt gut durch aber mit Herausforderungen. Das Wasser war noch immer recht unruhig: Durch den Kursverlauf in der Adria, erlebte man wechselnde Bedingungen – von schnellen und langsamen Abschnitten, wo man quer zur Küste immer wieder beim Armzug in die Wellen griff bis hin zu Abschnitten, bei denen man gegen die Wellen kämpfen musste. Auch ein paar Mal Wasser schlucken, blieb nicht aus.
Die Radstrecke war überwiegend flach, mit zwei längeren, heftigen Steigungen über 10%. In den Orten waren die Straßen teils in einem schlechten Zustand, aber der Großteil führte über einen gesperrten Highway. Der Wind war kräftig, aber als Norddeutscher war ich das gewohnt und konnte konstant mein Tempo halten. Der kürzlich erneuerte Aerovorbau und das Bike Fitting meines Rades, zahlten sich bei diesen Bedingungen gut aus.
Ein bitterer Beigeschmack war, wie schon aus früheren Rennberichten bekannt, die Gruppenbildungen und das Windschattenfahren, welche nicht wirklich von den Referees unterbunden wurden. Ich konnte mich dem meistens gut entziehen, musste aber immer wieder auch lange Schlangen von Athleten, auch bei den engen Entgegenkomm-Streckenabschnitten überholen, was mich öfter dazu zwang, die Aeroposition zu verlassen.
Bei dem langen Weg durch die Wechselzone und einem kurzen Dixi-Stopp spürte ich die Beine und es ging durch eine großes Stimmungsnest auf die Laufstrecke. Besonders der erste Teil, fühlte sich ziemlich hart an. Ich bekam die Info, dass ich auf Platz 2 mit 3 Minuten im Rückstand lag und versuchte, meinen Rhythmus zu finden.
Ab der zweiten Runde lief es besser und der Athlet vor mir setzte sich weiter ab mit einem Abstand von ca. 6 Minuten. In der dritten Runde bekam ich ein immer besseres Gefühl und entschied motiviert, Platz 2 sicher nach Hause zu bringen. Doch plötzlich hörte ich, dass mein Konkurrent langsamer wurde. Ich mobilisierte alle Kräfte, um mein Tempo zu halten und sogar wieder anzuziehen, ohne in eine Krise zu geraten, denn unterwegs waren immer wieder Athleten mit entsprechenden Symptomen zu beobachten und die Temperatur stieg weiter an. Zum Glück ging die gesamte Laufstrecke durch die Stadt und führte durch viele Alleen, die angenehmen Schatten spendeten.
Angefeuert, dass ich aufhole, legte ich in Runde 4 noch zu, ohne zu wissen, dass ich dicht dran war und der Athlet vor mir bei Kilometer 31 dann ausgestiegen war. Ein freudiges Gefühl bei Abklatschen der Kids an der Strecke, trieb mich in Reichweite des Zielbogens und ich sprintete zum Schluss, ohne mir bewusst zu sein, dass ich bereits in Führung lag. Kurz vor der Ziellinie wollte meine Frau noch ein Foto vor dem Zielbogen machen, aber ich rief nur „kann nicht“ (mit 20 Minuten Vorsprung… Zuschauer lachten) und rannte weiter ins Ziel, mit Freudentränen in den Augen.
Vom Sieg in meiner Altersklasse erfuhr ich erst später am Ausgang des Athletengartens. Seitdem konnte ich das Grinsen nicht mehr ablegen. Die Siegerehrung und Slotvergabe bei der Award-Party waren ebenfalls sehr emotional. Mit einem so klaren Sieg hatte ich nicht gerechnet, und ich nahm den Slot für die Ironman-WM 2025 in Nizza freudig an.
Es ist unglaublich, was man mit guter Vorbereitung und Motivation erreichen kann, unterstützt von der fantastischen Stimmung sowie den motivierenden Anfeuerungen seiner Lieben an der Strecke!
Rennbericht von Björn Blazynski